AppleNeue Privatsphäre-Features gibt es nicht in Belarus, Saudi-Arabien und China

Apple wirbt auf seiner Webseite prominent damit, dass Privatsphäre ein Menschenrecht sei. Doch die Realität zeigt: Das Geschäft in autoritären Staaten ist dem Unternehmen wichtiger.

Verfaulter Apfel
Wieviel sind Apples vollmundige Aussagen zur Privatsphäre wert? (Symbolbild) – Gemeinfrei-ähnlich freigegeben durch unsplash.com Giuseppe Cuzzocrea

Das künftige Privatsphäre-Feature „Private Relay“ von Apple, welches das Browsing-Verhalten der Nutzer:innen gegenüber Providern und Werbetreibenden verschleiern soll, wird in China, Belarus, Kolumbien, Ägypten, Kasachstan, Saudi-Arabien, Südafrika, Turkmenistan, Uganda und den Philippinen nicht verfügbar sein. Private Relay soll demnächst über ein Abo-Modell erhältlich sein und erlaubt in Apples Browser Safari die Nutzung über eine Art doppeltes Virtual Private Network (VPN).

Apple stellte die Funktion auf seiner Entwicklerkonferenz am Montag vor. Bei Private Relay wird der Traffic des Browsers an die Server von Apple gesendet, um den Netzwerkverkehr dort zunächst von den IP-Adressen der Nutzer zu lösen. Apple leitet die Daten dann an einen Drittanbieter weiter, der wiederum unterschiedliche temporäre IP-Adressen vergibt und die Daten zum gewählten Zielserver sende. Die Lösung über zwei Server soll vermeiden, dass Apple die Informationen zu einzelnen Nutzern mit deren angesurften Webseiten verknüpfen kann. Wer die Drittanbieter sein sollen, gab das Unternehmen noch nicht bekannt.

Apple macht laut Informationen der Nachrichtenagentur Reuters mittlerweile fast 15 Prozent seines Umsatzes in China. Private Relay werde dort wegen lokaler Gesetze nicht angeboten. Das gleiche gilt für die anderen Länder, in denen es das Privatsphäre-Feature nicht geben wird.

Doppelte Standards

Apple war zuletzt in die Kritik geraten, weil es die Daten von Kund:innen in China speichert und laut Expertinnen dabei im Endeffekt die Schlüssel für iCloud übergebe. Apple dementierte dies. Darüber hinaus warf Apple Apps aus seinem Store, die Inhalte zu Tibet oder dem Tiananmen-Massaker enthielten. Seit 2017 sind so 55.000 Apps, die sonst in anderen Ländern erhältlich sind, vom chinesischen Markt verschwunden. Die meisten von ihnen waren Spiele, aber auch LGBT-Dating-Plattformen oder Apps zur verschlüsselten Kommunikation gehören zu den Programmen, die der chinesische Staat nicht haben will.

Wer auf seiner Webseite damit wirbt, dass Privatsphäre ein Menschenrecht sei, der muss sich an dieser Aussage bei seinen Taten messen lassen. Sonst handelt es sich um einen Marketing-Gag, der nur für Demokratien gilt. Unternehmen können sich entscheiden, ob sie ihre Produkte in China verkaufen und sie sich den örtlichen Regeln unterwerfen. Das gilt für den chinesischen Markt genauso wie den von Belarus, Ägypten oder Turkmenistan.

1 Ergänzungen

  1. „Unternehmen können sich entscheiden, ob sie ihre Produkte in China verkaufen und sie sich den örtlichen Regeln unterwerfen.“

    Na ja, in der Praxis ist das leider falsch. Mitarbeiter von Apple könnten verhaftet werden, wenn sie sich nicht an die örtlichen Gesetze halten.

    Ich frage mich allerdings, wer „Private Relay“ überhaut nutzen will. Warum nicht Tor oder ähnliche Technologien. Es geht schließlich um Menschenrechte und nicht um Marktabdeckung und Geld.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.